Karate-Europameisterschaft in Konstanz
1700 Zuschauer bei Karate-EM am Bodensee. Lokalmatador Manuel Rues siegt mit Mannschaft.

Es ist geschafft! Mit Stolz geschwellter Brust steht Manuel Rues auf dem Siegerpodest, den Arm um seine beiden Mannschaftskameraden gelegt, die Deutschland-Fahne um die Schultern gehängt. Die knapp 1700 Zuschauer in der Schänzlehalle erheben sich von ihren Plätzen und stimmen zur Nationalhymne ein. „Das ist ein unglaubliches Gefühl“, sagt Rues, der als einziger Konstanzer Starter mit der Mannschaft die Matte als Sieger verlassen hatte. „Vor eigenem Publikum die Goldmedaille zu gewinnen, mehr geht nicht.“

Auch sein Vater Markus Rues, Trainer und Organisator der Europameisterschaft, strahlt, muss aber einräumen, dass der Kampf des Filius ihn „mehr Nerven gekostet hat als die ganze Organisation“. Doch nicht nur mit der Leistung des eigenen Sohnes, sondern auch mit der seiner anderen Schützlinge zeigte sich der Junioren-Bundestrainer zufrieden. „Wir haben fast alle Ziele erreicht“, sagt Rues. „Das Niveau war unglaublich hoch.“

Das bestätigt auch Thomas Schulze, der für die Senioren des Deutschen Karate Verbandes zuständig ist. „Die Leistungsdichte ist hier enorm hoch“, sagt er. Umso mehr freut es den Bundestrainer, dass sich seine Kämpfer so gut verkauft haben. „Wir haben eine ähnliche Medaillenausbeute wie bei den letzten Meisterschaften“, sagt Schulze. Das sei umso höher einzuschätzen, da vor heimischen Publikum „der Druck enorm“ sei. „Doch es war auch ein enormer Ansporn, dem Konstanzer Publikum unsere besten Leistungen zu zeigen.“

Schulze lobt jedoch nicht nur seine Kämpferinnen und Kämpfer, sondern auch die Organisatoren um Markus Rues: „Was sie hier auf die Beine gestellt haben, hat die EM von 2006 nochmals übertroffen.“ Allgemein sei Konstanz ein hervorragender Standort für den Karatesport. „Das Konstanzer Dojo leistet seit Jahren eine sehr gute Arbeit“, sagt Thomas Schulze. „Wir können immer wieder Talente für den Bundeskader rekrutieren.“ Zukünftige Karate-Wettkämpfe in Konstanz hält er dennoch für unwahrscheinlich, zumindest nationale. „Das liegt an der geographischen Lage“, erklärt der Bundestrainer. „Wir achten bei Deutschen Meisterschaften darauf, dass sie eher zentral stattfinden und von allen leicht erreicht werden.“ Anders sehe dies allerdings bei internationalen Wettkämpfen aus. „Da ist die Lage wieder perfekt.“

Ähnlich sieht das Georg Geiger, Leiter des Sportamtes der Stadt Konstanz. „Die geographische Randlage von Konstanz macht es schwer, große Sportwettkämpfe in die Stadt zu bekommen“, sagt er. Dennoch wolle man die Bemühungen, auch in Zukunft Veranstaltungen wie die Karate-EM ausrichten zu können, intensivieren. „Wir haben bereits bei Länderspielen im Handball, der Deutschen Meisterschaft im Ringen oder jetzt bei der EM gezeigt, dass wir es können.“ Manuel Rues würde es freuen, nochmals vor eigenem Publikum kämpfen zu können. Ab Sommer tritt er bei den Senioren an. „Ich hoffe, dass ich mein Level steigern kann und noch zu vielen Wettkämpfen reisen darf“, sagt der 20 Jährige. Am liebsten würde er aber nochmal in Konstanz ganz oben auf dem Treppchen stehen.

MARTIN DECK Südkurier Konstanz